zum Inhalt springen

Bewegungsbeeinträchtigung

Erfahrungsbericht von Kathrin Lemler (Mitarbeiterin der Uni Köln)

Mein Name ist Kathrin Lemler. Seit meiner Geburt habe ich eine schwere Cerebralparese, sitze deshalb im Rollstuhl und kommuniziere über einen augengesteuerten Sprachcomputer. Fremde beschreiben mich mit den Worten “schwerbehindert” oder “in allen Lebensbereichen erheblich eingeschränkt”. Freunde und Kolleg*innen beschreiben mich als quirlige Quasselstrippe oder als ehrgeizigen Workaholic. Ich selbst beschreibe mich als Rehabilitationswissenschaftlerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität zu Köln, Referentin für Unterstützte Kommunikation, Chefin von sieben Assistent*innen und ganz nebenbei auch als eine Frau, die ausschließlich mit Augen spricht.

Aktuell bin ich deutschlandweit die erste unterstützt kommunizierende Wissenschaftlerin, die im Forschungsfeld der Unterstützten Kommunikation tätig ist. Ich bringe die Perspektive der persönlichen Erfahrung mit ein. Damit hoffe ich zu erreichen, dass der Empowermentgedanke in der deutschen Unterstütze Kommunikations-Forschung etwas mehr berücksichtigt wird.

vergrößern: Bewegungsbeeinträchtigung

Dieses Bild ist urheberrechtlich geschützt.

Damit ich meine Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin gut bewältigen kann, muss vor allem meine besondere Kommunikationsform berücksichtigt werden. Zunächst benötige ich eine kompetente Arbeitsassistenz, die sowohl meine körpereigenen Signale deuten kann als auch meine technische Kommunikationshilfe beherrscht. Dennoch nimmt die Kommunikation mit mir erheblich mehr Zeit in Anspruch. Dies wirkt sich insbesondere auf Teamsituationen mit aus. Kolleg*innen können mich unterstützen, indem sie mir Zeit zur Kommunikation einräumen. Sie brauchen also Geduld! Aber auch ich trage in solchen Situationen dazu bei, dass sich meine Kommunikationsgeschwindigkeit erhöht. So bereite ich Teamsitzungen stets penibel vor und tippe meine Redebeiträge vorab in meinen Sprachcomputer ein.

Zu Beginn meines Studiums musste ich mich zunächst auf die baulichen Gegebenheiten der Universität zu Köln einstellen. Der größte Teil der Universität ist zwar barrierefrei und daher auch für Rollstuhlfahrer*innen gut zugänglich, jedoch existieren einige ungeeignete Gebäude und einzelne Seminarräume. Für solche Lehrveranstaltungen wurden individuelle Lösungen für mich gefunden, z.B. ein Dozent veranlasste einen Raumwechsel. Im Rahmen meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin achte ich nun selbst auf barrierefreie Seminarräume.

An der Universität zu Köln arbeite ich gerne, weil ich dort meine Nische gefunden habe. Ich kann so etwas Sinnvolles tun, werde gefordert und wertgeschätzt. Ich erlebe dort Inklusion!

zum Seitenanfang

In Zahlen...
4% der in der best2-Umfrage insgesamt in Deutschland befragten Studierenden (n = 20.897) geben an, dass sich eine Bewegungsbeeinträchtigung am stärksten studienrelevant auswirkt. Großenteils handelt es sich um Erkrankungen des Stützapparates, des Rückens, oder der Wirbelsäule (41%) oder um chronische Schmerzen (25%). Außerdem geben Studierende mit Bewegungsbeeinträchtigungen im Vergleich zu den anderen Beeinträchtigungsformen häufig an, aufgrund von Lähmungen (15%) oder einer Erkrankung oder Dysfunktion des Zentralen Nervensystems (8%) im Studienalltag eingeschränkt zu sein.

Die Sonderauswertung zur best2-Studie für die Universität zu Köln spricht von 2,5% der Befragten (n = 952 für die UzK) für die sich eine Bewegungsbeeinträchtigung am stärksten auf das Studium auswirkt (n = 952 nur UzK).

Die Datenauswertung für NRW zeigt 4,7% bei insgesamt 5.436 Befragten.