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Hörbeeinträchtigung

Erfahrungsbericht von Ellen Brinker (Studentin und Wissenschaftliche Hilfskraft an der Uni Köln)

Ich heiße Ellen Brinker und studiere an der Universität zu Köln Master Rehabilitationswissenschaften mit den Schwerpunkten Prävention und berufliche Rehabilitation von Menschen mit Hörschädigung, momentan befinde ich mich im 3. Semester.

Ich bin schwerhörig und trage ein Hörgerät auf der linken Seite und ein Cochlea Implantat (Hörprothese, die in der Lage ist die Funktionen der beschädigten Teile im Innenohr zu übernehmen) auf der rechten Seite. Wenn ich meine Haare offen trage, ist meine Beeinträchtigung nicht sichtbar, wenn ich sie jedoch zusammentrage und somit meine Hörhilfen frei liegen, ist meine Beeinträchtigung sichtbar. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass vielen Menschen meine Hörhilfen gar nicht auffallen, obwohl sie freiliegen. Das zeigt, dass sowas nicht auf den ersten Blick auffällt, sondern nur, wenn man genauer hinschaut. Hinzu kommt, dass ich auch der deutschen Lautsprache mächtig bin, sodass viele Menschen überrascht sind, wenn ich von meiner Beeinträchtigung erzähle.

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Bild: Monika Wisniewska/shutterstock.com

Im Studienalltag ist es schwierig für mich, wenn Gruppenarbeiten anstehen, da ich aufgrund der vielen Gruppenteilnehmer*innen und der dadurch entstehenden Lautstärke sowie dem schnellen Wort- und Themenwechsel, nicht mehr mitkomme und von den Lippen ablesen muss. Man kann sich vorstellen, wie schwierig es sein kann, in einer Gruppe ständig von den Lippen abzulesen. Dazu kommt, dass viele Menschen kein sauberes Mundbild haben und undeutlich oder zu leise sprechen, das macht es dann noch schwieriger für mich Es würde meinen Studienalltag erleichtern, wenn die Dozierenden alle Folien zum Seminar/zu einer Vorlesung zur Verfügung stellen würden und wenn alle Folien ausreichend Informationen erhielten. In Gruppenarbeiten würde es mir helfen, wenn die Gruppen kleiner sind, nicht durcheinandergeredet wird oder laut genug. Darüber hinaus hilft es mir, wenn ich die Mitschriften meiner Mitstudierenden während des Seminars oder der Vorlesung mitlesen kann. Ich habe für mich herausgefunden, dass es mir am meisten hilft, wenn ich zu Hause noch einmal alles in Ruhe nacharbeite und bei Problemen bei meinen Kommiliton*innen nachfrage. Generell muss ich aber nicht besonders viel nacharbeiten, da ich im Seminar akustisch viel verstehe. Trotzdem wünsche ich mir manchmal mehr Verständnis von den Mitstudierenden, da viele immer wieder vergessen, dass ich schwerhörig bin und ich sie immer wieder drauf hinweisen muss. Auf Dauer wird dies ziemlich anstrengend, aber ich habe auch Verständnis dafür, da meine Beeinträchtigung nun mal oft nicht auffällt.

Ich arbeite als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität zu Köln. Trotz meiner Schwerhörigkeit bin ich genauso in der Lage wie jede*r Normalhörende, diese Arbeit auszuüben. Durch diesen Job bin ich menschlich und charakterlich gewachsen und hat mich meiner Chancen in Bezug auf meine berufliche Zukunft bestärkt.

An der Universität zu Köln studiere ich gerne, da mein Studiengang einen starken Fokus auf Menschen mit Beeinträchtigungen hat und die Dozierenden sehr hilfsbereit und geschult sind im Umgang mit Studierenden mit Beeinträchtigungen.

In Zahlen...
Unter den Studierenden für die sich am stärksten eine Hör- und/oder Sprechbeeinträchtigung im Studium auswirkt (insgesamt ca. 2,8% aller Studierenden mit Beeinträchtigung der in der best2-Umfrage in Deutschland befragten Studierenden (n = 20.897) sind 69% hörbeeinträchtigt, 27% sprach-/sprechbeeinträchtigt und 10% gehörlos.

Die Sonderauswertung der Universität zu Köln zur best2-Umfrage spricht von 1,5% der Befragten (n = 952 nur UzK) für die sich eine Hör-/Sprechbeeinträchtigungen am stärksten auf das Studium auswirkt (NRW = 2,4% mit n=5.436).

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