Sehbeeinträchtigung
Erfahrungsbericht von Kathrin (Studentin der Uni Köln)
Hi, ich bin Kathrin und studiere Psychologie an der Universität Köln.
Ich habe eine Seh- und Körperbehinderung. Ich bin mir nicht sicher, glaube aber, dass den Meisten meine Behinderungen auffallen - spätestens, wenn ich in sie reinlaufe.
Um zu studieren benötige ich einige Hilfsmittel: in Fächern, die für mich besonders schwer sind, habe ich Studienassistent*innen, die mich begleiten und auf meinem Laptop ist eine Vergrößerungssoftware installiert. Die größte Hilfe ist mein I-Phone. Damit kann ich mir alles vergrößern und mir Texte vorlesen lassen.
In Vorlesungen zu lernen ist für mich schwierig, da ich die Folien nicht erkennen kann. Selbst, wenn sie vorher hochgeladen werden, bin ich nicht in der Lage zuzuhören und gleichzeitig die Folien mitzulesen. Deshalb muss ich mir viel selbst erarbeiten. Für mich ist es perfekt, wenn Vorlesungen aufgezeichnet und online zur Verfügung gestellt werden. Dann kann ich selbst das Tempo bestimmen und habe zwischendurch Zeit mir die Folien vorlesen zu lassen.
Ein Problem stellen auch die Texte dar, die von den Dozierenden auf Ilias eingestellt werden. Diese wurden meist eingescannt und werden daher nicht von meinen Geräten als Texte erkannt. Da mein Sehvermögen zu gering ist, um selbst zu lesen, bin ich jedoch auf Textformate angewiesen, die mit meiner Vorlesesoftware kompatibel sind. Die meisten Texte kann ich mir zwar besorgen, was aber viel Zeit kostet, sodass ich selten rechtzeitig mit lesen fertig bin.
Meine Behinderung stellt auch eine Barriere zu meinen Kommiliton*innen dar. Wir sind sehr viele, was oft zu Schwierigkeiten führt. Wenn ich zum Beispiel mit jemandem spreche, erkenne ich ihn am nächsten Tag nicht wieder. Ich bekomme auch nicht mit, wenn mir jemand zulächelt oder mir winkt. Ich glaube einige halten mich deshalb für unhöflich. Es hilft, wenn die Leute mich direkt ansprechen.
Ich habe während meines Studiums ein großes Durchhaltevermögen und auch eine gewisse Frustrationstoleranz entwickelt. Am meisten hilft mir aber der Freundeskreis, den ich mir unabhängig von der Uni in Köln aufgebaut habe. Durch meine Erfahrungen habe ich viel Empathie und eine große Gelassenheit entwickelt, sowie die Fähigkeit über mich selbst zu lachen.
Meine Behinderung beeinflusst meinen Alltag stark. Trotzdem ist es mir wichtig, nicht darauf reduziert zu werden. Wenn ich Leute neu kennenlerne, ist es mir daher wichtig, ihnen klarzumachen, dass ich wie sie bin. Ich habe Träume, Ängste und Interessen wie jede*r andere und möchte auch so wahrgenommen werden.
In Zahlen...
2,5% der in der best2-Studie insgesamt in Deutschland befragten Studierenden (n = 20.897) geben an, am stärksten durch eine Sehbeeinträchtigung eingeschränkt zu sein. 10% von ihnen geben an, blind zu sein.
Die Sonderauswertung der Universität zu Köln zur best2-Studie spricht von 2,5% der Befragten (n = 952 nur UzK) für die sich eine Sehbeeinträchtigung am stärksten auf das Studium auswirkt (NRW = 2,9% mit n= 5.436).